Die Kunst des nachhaltigen Provisoriums

Über ein Jahr ist nun vergangen, seit wir glücklich und voller Elan den Mietvertrag für die alte Gärtnerei auf der Koblenzer Straße in Uedesheim unterschrieben haben. Wir hatten ein tolles Konzept, viele gute Pläne und eine genau durchdachte Kalkulation.

Seitdem mussten wir immer wieder und immer weiter warten – auf den zugesagten und dringend notwendigen Hauswasseranschluss, die vertraglich vereinbarte Entfernung von Bergen von Müll, Schrott und Giftstoffen, etwas Einsicht von Seiten unseres Vermieters, den Ablauf von Fristen, einen brauchbaren Urteilsspruch, versprochene Unterstützungen, angekündigte Spenden und auf ein wenig Planungssicherheit – alles weitgehend vergeblich. Unsere Kalkulation ist schon lange zusammengebrochen, den Start der meisten Vorhaben mussten wir immer wieder verschieben, wir haben jede Menge Zeit, Geld, Energie, Kraft und Nerven verloren.

Trotz allem haben wir so einiges geschafft, und dafür hat sich das alles denn doch gelohnt. Wir haben renoviert, repariert, instandgesetzt und bereits den größten Teil des riesigen Müllberges sauber entsorgt. Vor allen Dingen haben wir trotz aller Widrigkeiten sehr vielen Tieren in Not helfen und einigen von ihnen ein neues Zuhause geben können. Dafür haben wir jede Menge gearbeitet, improvisiert und hin und wieder auch gezaubert (unseren herzlichen Dank an dieser Stelle an unsere Tierschutzfreunde und Netzwerkpartner, ohne die vieles davon nicht gelungen wäre!) – und wir haben viel gelernt. Unzählige schlaflose Nächte sind schlimm, man hat dabei aber auch sehr viel Zeit zum Denken.

Fest steht: Natur braucht Zukunft. Zentrale Themen unserer ursprünglichen Planung waren eine naturverträgliche, nachhaltige und innovative Gebäudesanierung und die Schaffung von einem kleinen Stück Naturparadies auf unserem Gelände, als Refugium für die in der Region wild lebenden und vielfach bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Schafft man aber so einen Lebensraum, muss er auch Bestand haben – eine neue Heimat nur für eine kurze Zeit richtet unter dem Strich mehr Schaden an als sie Gutes bringt. Als Mietobjekt und mit so einem Vermieter ist unser Standort dafür leider zu wackelig – die Umsetzung dieses Planes muss warten bis es uns gelingt Eigentümer dieses oder eines vergleichbaren Objektes zu werden. Darauf werden wir weiter hin arbeiten.

Bis es soweit ist werden wir uns auf die Projekte konzentrieren, bei denen unser Standort erst mal austauschbar bleibt, wir werden uns mit der „Kunst des nachhaltigen Provisoriums“ beschäftigen. Die Umstände, die uns zu diesen Entschluss geführt haben, sind zwar bitter, genau betrachtet hat es aber auch vieles für sich. Wir wollten Wege und Lösungen suchen, selbst ausprobieren und so zeigen was geht und wie es gehen kann – wieso also nicht wie Naturschutz und Achtsamkeit auch kurzfristig und ortsunabhängig funktionieren können? Immerhin ist der größte Teil der Bevölkerung nur Mieter oder aus beruflichen oder privaten Gründen zu Flexibilität gezwungen. Und ohnehin beginnt jede Veränderung in unsere Köpfen und in unseren Herzen.

Unsere Prioritäten sind nun erst einmal die Eröffnung unserer „veggionalen Phi-Hof-Schwärmerei“, unsere medialen Projekte, die Notfallhilfe bzw. Vorsorge und unsere sogenannten Nutztiere – unsere Hühner, Schafe, Tauben, Ziegen und – falls es uns gelingt – auch unser Schneewittchen, die wunderbare weiße Kuh mit ihrem krank geborenen, dunklen Stierkalb.

All das können wir nicht ohne Hilfe und Geld stemmen, also gibt es ein paar Fundraising-Ideen und die dringende Bitte um Hilfe – finanziell, praktisch und ideell. Wir suchen Helfer und Paten für unsere Projekte und unsere Schätze, möglichst viele Mitglieder, Freunde und Unterstützer für unseren Verein. Es wird sich lohnen – für unsere bezaubernden Schützlinge im Besonderen und für den Naturschutz in unserer Region überhaupt